Um zu verstehen, bedarf es den eigenen Weg durch die Komplexität des Menschlichen und des Lebens. Und dann am Ende des Weges kann man erkennen, dass die wesentlichen Dinge wahrlich einfacher Natur sind und plötzlich wird alles klar.
Es war einmal ein Mann, der sah einen schönen Baum. Er blieb stehen und betrachtete ihn mit freudigem Herzen. Da kam ein anderer des Weges und fragte: „Was tust Du?“ Er sagte: „Ich schaue diesen schönen Baum an.“ Der Andere fragte: “Und was siehst Du?”
“Einen schönen Baum - was denn sonst!”
Einige Zeit später begab der Mann sich auf den geistigen Erkenntnisweg bei einem angesehenen Meister und begann zu lernen. Auf seinen Wanderungen kam er in diesen Zeiten oftmals auch an jenem Baum vorbei, den er früher so gerne betrachtet hatte. Nun aber freute er sich nicht mehr nur über dessen Schönheit, nein, er konnte im Laufe der Jahre immer mehr an weiterführendem und höchst Wissenswertem in diesem Baum erkennen: so erkannte er die Strukturen des Lebens, das Prinzip des oben und unten, den Anfang und das Ende der Dinge, die Abgründe und die Tiefen der Seele und des Geistes, die großen Ziele der Menschheit, die Ewigkeit und die Vergänglichkeit der Zeit, die Makellosigkeit der allumfassenden Natur, die höhere kosmische Ordnung aller Dinge. Darüber war er sehr glücklich. Im Baume sah er nun so vieles mehr: den Lehrer, den Wegweiser, den Sinn, die Erkenntnis, die Weisheit, die Transzendenz, das Höchste…
Eines Tages - nach vielen Jahren - erlangte er Erleuchtung und wurde selbst zu einem Meister. Auf einem seiner Spaziergänge stand er wieder und betrachte den Baum mit freudigem Herzen, als ein Mann des Weges kam und fragte: „Erleuchteter, was tust Du?“ Er sagte: „Ich schaue diesen schönen Baum an.“ Und der Mann fragte: “Und was siehst Du?”
„Einen schönen Baum - was denn sonst!”
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