Hallo Du wundervoller Mensch, schön, dass Du hier bist!
Früher hat bei mir Beziehung überhaupt nicht funktioniert. Disharmonisch und unbeständig jagte ein Drama das Nächste. In meinen Partnerschaften gab es sehr viel Kummer und Leid. Heute ist das Gegenteil der Fall. Mein Mann und ich führen seit einigen Jahren eine glückliche und erfüllte Beziehung. Und zwar nicht, weil ich endlich den einen „Richtigen“ gefunden habe, mit dem ich von Anfang an super zusammen gepasst habe, sondern weil ich heute weiß, wie Beziehung funktioniert.
In dieser Podcastfolge teile ich mit Dir ein paar meiner wichtigsten Beziehungstipps. Ich spreche unter anderem über folgende Themen:
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Kommunikation
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Bedürfnisse
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Nähe-Distanz-Probleme
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Misstrauen und Vertrauen
Außerdem möchte ich Dir mit dieser Folge vor allem Hoffnung geben, dass Beziehungsfähigkeit etwas ist, dass man lernen kann – auch wenn man emotional instabil ist.
Ich wünsche Dir ganz viel Freude beim Zuhören!
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Kommunikation
Einer der größten Beziehungskiller ist, meiner Meinung nach, eine fehlende oder falsche Kommunikation. Statistisch gesehen redet ein Paar ca. 15 Minuten täglich miteinander. Hierbei geht es meistens um alltägliche Dinge, wie z.B. was es zum Essen gibt, wer einkaufen geht, etc.
Über die Dinge, die uns innerlich wirklich beschäftigen, wird häufig überhaupt nicht gesprochen. Weiß Dein Partner, was Dich wirklich bewegt und was in Dir wirklich vor sich geht? Weiß Dein Partner, über was Du Dir Gedanken machst und wie es in Deiner Welt aussieht? Offenheit und tiefgründige Gespräche bringen Vertrauen und Tiefe in die Beziehung und helfen uns Gleichzeitig auch dabei, uns klarer über uns selbst zu werden. Man wächst in der Tiefe zusammen und entwickelt sich über die Gespräche weiter.
Wichtig ist hierbei nur, diese tiefgründigen Gespräche nicht vom anderen zu fordern, sondern selbst den ersten Schritt zu machen. Indem wir selbst authentisch sind, geben wir unserem Partner auch die Möglichkeit zu wählen, wie er sein möchte.
Wir dürfen unseren Partner sein lassen, wie er sein möchte. Unser Teil der Aufgabe ist es, uns klar darüber zu werden, wie wir eine Beziehung erleben möchten, dies auch klar zu kommunizieren und gegebenenfalls unsere Grenzen zu ziehen. Aber nicht, indem wir etwas von unserem Partner fordern, sondern, indem wir ihm die Wahl lassen, zu entscheiden, wie er sein möchte und für uns selbst zu entscheiden was für Konsequenzen sein Verhalten für uns hat.
Der Fokus in einer Beziehung sollte immer bei sich selbst sein. Veränderung beginnt bei einem selbst, nicht beim anderen.
Unterschiedliche „Sprachen“ in der Beziehung
Vielleicht kennst Du es, dass Du irgendetwas sagst und es kommt bei Deinem Partner ganz anders an, als Du es gemeint hast. Die meisten Missverständnisse kommen aufgrund von Verständigungsproblemen zustande. Deshalb ist es so wichtig, sich klar und deutlich auszudrücken und seine Wünsche und Bedürfnisse offen und ehrlich mitzuteilen.
Kommunikation ist nicht was man sagt, sondern was beim anderen ankommt.
Kommunikationsmodell von Friedmann Schulz von Thun
Friedemann Schulz von Thun beschreibt in seinem Modell vier verschiedene Arten, wie man etwas aufnehmen und verstehen kann.
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Sachebene: Es wird einfach nur über einen sachlichen Inhalt informiert wird.
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Beziehungsebene: Der Hörende nimmt auf, was der andere seiner Meinung nach von ihm hält oder wie beide Beteiligten zueinander stehen.
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Selbstoffenbarung: Derjenige der etwas sagt, gibt etwas von sich selbst kund und teilt sein Bedürfnis mit.
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Apell-Hören: Der Sprecher möchte dem Zuhörer zu etwas veranlassen.
Drama entsteht dann, wenn wir die Sachen persönlich nehmen und die Dinge, auf der Beziehungsebene aufnehmen. Vermeiden lässt sich Drama, wenn wir die Worte des anderen nicht persönlich nehmen, sondern versuchen, uns in den anderen hineinzuversetzen und sein Bedürfnis dahinter erkennen.
Die Spanne zwischen Reiz und Reaktion
Bei Menschen mit der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung ist die Spanne zwischen einem Reiz von Außen und der Reaktion fast fließend. Jemand sagt etwas und es wird sofort reflexartig reagiert, ohne darüber nachzudenken. Doch genau diese Spanne braucht es für ein friedliches Miteinander. Um diese Spanne auszudehnen reicht es meiner Meinung nach nicht, sich mit dem Verstand mit den Dingen zu beschäftigen, sondern es braucht Körperarbeit. Das heißt: regelmäßige Entspannungsübungen, wie z.B. Meditation, Yoga, regelmäßige Achtsamkeitsübungen, Übungen, in denen man zur Ruhe kommt, in denen man Gelassenheit und Stabilität übt. Hier eine Veränderung zu bewirken, geschieht nicht von heute auf morgen, sondern braucht einfach seine Zeit. Es braucht eine gewisse Zeit, um in sich die Stabilität aufzubauen, nicht mehr reflexartig reagieren zu müssen.
Je mehr Du in Dir Stabilität aufgebaut hast, desto größer wird auch die Spanne zwischen dem Reiz und der Reaktion. Irgendwann kannst Du innehalten, atmen und Dir einen Raum zwischen Reiz und Reaktion schaffen, um Dir zu überlegen, welche Reaktion Dir wirklich dient.
Raus aus der Opferrolle
Solange wir unseren Partner dafür verantwortlich machen, wie es uns geht, geben wir die Verantwortung für unseren Zustand ab und machen uns damit selbst zum Opfer der äußeren Umstände. Hier ist es wichtig, für sich und seine Stimmung selbst die Verantwortung zu übernehmen. Ein klarer Ausdruck der eigenen Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse hilft dem Partner außerdem dabei, uns besser zu verstehen.
Werte und Bedürfnisse
Zu richtig großen Beziehungsproblemen kann es kommen, wenn die Bedürfnisse der einzelnen Partner in der Beziehung nicht geklärt sind.
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Welche Bedürfnisse hast Du in einer Beziehung?
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Was bedeutet für Dich Beziehung?
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Was sind Deine wichtigsten Werte in einer Beziehung?
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Was ist Dir besonders wichtig in einer Partnerschaft?
Eine klare und offene Aussprache bezüglich der eigenen Bedürfnisse, Werte und Wünsche ist wichtig für eine harmonische Partnerschaft. Wenn unsere Werte und Bedürfnisse sich von den Werten und Bedürfnissen unseres Partners unterscheiden, gilt es Kompromisse zu finden.
Die Andersartigkeit des Partners akzeptieren
Partner dürfen auch sehr unterschiedlich sein. In der Beziehung haben wir unser größtes Wachstum. Nutze also die Andersartigkeit Deines Partners, um mehr Verständnis für ihn zu bekommen, bei Dir zu bleiben, zu entscheiden, wie Du sein möchtest und gegebenenfalls auch Grenzen zu ziehen.
Selbstverwirklichung und -entfaltung
Zu sich und seinen Bedürfnissen zu stehen ist sinnvoll und wichtig. Um jedoch in Beziehung zu kommen, zueinander zu finden und gemeinsam zu wachsen ist es auch wichtig, dem Partner in manchen Situationen entgegen zu kommen. Aber es ist falsch, seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu Gunsten des Partners komplett zurückzuschrauben und sich selbst damit aufzugeben.
Sich ganz auf die Beziehung einlassen
Eine Beziehung einzugehen, macht nur dann Sinn, wenn man sich auch ganz auf die Beziehung und den Partner einlassen kann. Sich voll und ganz auf die Beziehung einzulassen, birgt auch immer ein gewisses Risiko in sich. Denn wir müssen uns auf den anderen verlassen können. Im Prinzip müssen wir bereit sein, verletzt zu werden. Denn ohne diese Bereitschaft halten wir uns und unser Herz immer ein bisschen zurück.
Der Preis für unsere Zurückhaltung ist, dass zwischen uns und unserem Partner immer ein Sicherheitsabstand bestehen wird. Letzten Endes erleben wir dann genau das, wovor wir uns eigentlich schützen möchten. Denn eine Beziehung mit Sicherheitsabstand ist nicht wirklich erfüllend, sondern verletzend und unbefriedigend.
Fragen:
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Vor was möchtest Du Dich schützen?
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Was ist Deine größte Angst in der Beziehung?
Verlustangst und Bindungsangst
Wenn es in der Beziehung zu Verlust- oder Bindungsängsten kommt, dann ist das immer ein Zeichen dafür, dass in Dir noch alte Ängste herrschen, mit denen Du Dich noch nicht bewusst auseinander gesetzt hast.
Dein Partner spiegelt Dir die alten, noch nicht verarbeiteten Ängste aus Deiner Kindheit.
Vertrauen vs. Misstrauen
Ob wir misstrauen oder vertrauen in der Beziehung entscheidet darüber, welche zukünftigen Szenarien wir uns in unserer Vorstellung kreieren. Und unsere eigene Vorstellung von der Welt, unsere Erwartungen von der Welt erschaffen letzten Endes unsere Realität.
Misstrauisch zu sein, bedeutet in der Vorstellung zu leben, dass etwas Negatives passiert. Wer misstrauisch ist, befindet sich in einem Zusand der Angst. Angst zu haben bedeutet, etwas Schlimmes zu erwarten. Mit Gedanken, die aus Misstrauen entstehen, versuchen wir das Verhalten unseres Partners zu kontrollieren, weil wir an einem korrekten Verhalten unseres Partners zweifeln.
Diese misstrauischen Gedanken lassen uns ängstlich fühlen. Dementsprechend unserer Angst verhalten wir uns natürlich auch anders, als wir uns verhalten würden, wenn wir vertrauen.
Letzen Endes versuchen wir, uns mit unserem Misstrauen Sicherheit zu verschaffen. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Je misstrauischer wir sind, desto unsicherer werden wir.
Je mehr wir versuchen, unseren Partner mit unseren Gedanken zu kontrollieren,
desto mehr entfernen wir uns von uns selbst.
Und je mehr wir uns von uns selbst entfernen, desto unsicherer werden wir.
Fragen zum Misstrauen:
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Warum bist Du misstauisch?
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Warum musst Du kontrollieren?
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Was befürchtest Du?
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Was erhoffst Du Dir von Deiner Kontrolle?
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Wie fühlst Du Dich, wenn Du misstrauisch bist?
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Was macht das Misstrauen mit Dir und Deiner Beziehung?
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Was würde anders sein, wenn Du statt in Misstrauen in Vertrauen sein könntest?
Mit ist irgendwann klar geworden, dass ich mit meinem Misstrauen überhaupt nichts erreichen kann. Mit meinem Misstrauen habe ich mir nur mein eigenes Selbstwertgefühl immer mehr genommen.
Wir können mit unseren Gedanken nicht das Verhalten unseres Partners kontrollieren. Aber wir können mit unserem Verhalten eine Wirkung auf das Verhalten unseres Partners erzeugen. Deshalb kommt es so oft vor, dass sich unsere misstrauischen Gedanken irgendwann tatsächlich bestätigen. Wen wundert es, dass sich ein Mensch, dem wir ständig misstrauen, irgendwann tatsächlich von uns abwendet?
Wer wahrhaft im Vertrauen ist, kann seinen Partner gedanklich loslassen und die Liebe mit ihm im Hier und Jetzt genießen. Erst wenn man seinen Partner gedanklich loslässt, kann man seinen Fokus wieder auf sich selbst richten und in sich Stabilität aufbauen. Und genau diese Stabilität braucht es, um in uns ein Gefühl der Sicherheit zu erzeugen. Sicherheit, Vertrauen und Liebe entstehen in uns selbst und kommen nicht über unseren Partner in unser Leben.
Durch das Loslassen, entsteht Nähe.
Denn mit dem Loslassen können wir uns mit uns selbst verbinden
und fühlen uns damit auch mit den anderen verbunden.
Meine wichtigsten Sätze in zwischenmenschlichen Situationen
Wenn ich in Konfliktsituationen gerate, die aus den Ruder laufen, stelle ich mir innerlich die Frage:
„Möchte ich Recht haben, oder möchte ich glücklich sein?“
Diese Frage hilft mir dabei weise Entscheidungen zu treffen und Dramen zu vermeiden. Meiner Meinung nach ist es kein Zeichen von Schwäche nicht Recht zu haben, sondern ein Zeichen von Stärke.
Mein zweiter wichtigster Satz ist:
„Frieden beginnt bei mir.“
Ich habe immer selbst die Wahl, ob ich mich auf ein Drama einlasse, oder ob ich mich für den Frieden entscheide.
Nun wünsche ich Dir noch einen wunderschönen Tag, Abend oder eine gute Nacht, je nachdem in welcher Zeit Du auch immer Dich gerade befindest.
Die Liebe in mir, grüßt die Liebe in Dir!
Deine Andrea
Buchtipp
»Die meisten Scheidungen sind überflüssig«, glaubt Eva-Maria Zurhorst. Anhand zahlreicher Beispiele macht sie deutlich, woran es hakt, wenn vom Anfangsglück einer Partnerschaft nicht mehr viel übrig ist außer Enttäuschung und Wut oder warum die Erwartung, dass mit dem nächsten Partner alles besser werde, falsch ist. Die Autorin zeigt, wie wir die Partnerschaft als Entwicklungsweg nutzen können. Denn eine tiefe Beziehung und Liebe sind gerade dort möglich, wo wir die Hoffnung vielleicht schon aufgegeben haben.
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